Thomas Spielmann

Am 29. Juni 1951 bin ich an einem Freitag zur Welt gekommen. Trotzdem bin ich bis heute ein Sonntagskind.

Aufgewachsen bin ich in Frick. Da habe ich Hütten gebaut, Fuchs- von Dachsspuren unterscheiden gelernt und Fussball gespielt, wenn ich nicht in der Schule war. Da habe ich mit 11 die schwere Leiter an den Kirschbaum gestellt, bin hinaufgestiegen, habe sozusagen erstmals mein Leben in die eigenen Hände genommen und erkannt: ich bin für mein Leben selbst verantwortlich.

Interview zu meiner Person

Mit 18 wollte ich Journalist werden, Auslandkorrespondent, wie etwa Heiner Gautschi, Hans O. Staub oder Theo Haller (mit dem mein Vater gar befreundet war). Daraus ist nichts geworden. Geblieben ist hingegen mein Interesse an Sprache, an den komplexen prozesshaften Verflechtungen des Weltgeschehens und eine Affinität zu Medienschaffenden. Während mehr als 15 Jahren war es eine persönliche Herzensangelegenheit, am Schweizerischen Medienausbil- dungszentrum MAZ in Luzern mein Fachwissen an angehende und erfahrene Medienleute weiterzugeben. Und seit über 30 Jahren habe ich Radio-, TV- und Printjournalist/-innen hunderte von Interviews, «Quotes» und Fachauskünfte gegeben, tausende von Fragen beantwortet. Journalist/-innen attestieren mir, über die letzten 30 Jahre bei Medienschaffenden im In- und im Ausland den Ruf erworben zu haben, fachlich korrekt und an neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet, formal „unpsychologisch“ kurz und prägnant und inhaltlich verständlich und in guter «Flughöhe» Auskunft zu geben.

Keine Regel ohne Ausnahme, und so habe ich 2004 der Journalistin Franziska Notter-Keller , welche mich als fünfzehnjähriges Mädchen auf der öffentlichen Berufsberatung Zurzach aufgesucht hatte, ein Interview zu meiner Person gegeben. Franziskas Interview ist am 6. Juni 2004 in der Zeitschrift „Zeichen der Liebe“ erschienen. Die Ausgabe stand unter dem Thema: „Brücken bauen“.

An meinem 15. Geburtstag ist mein Vater mit mir zum Frickberg hoch gewandert. Wenn mir die Schule weiterhin so viel Spass machen würde, wenn ich unbedingt nach Aarau an die Kanti gehen möchte, dann solle ich von zu Hause ausziehen. Er würde für ein Zimmer im Kantonshauptort aufkommen. Mit 16 sei einer ja dann eh ein Mann.

Wenn ich später in Fachbüchern «bedingungslose Liebe» erklärt bekommen habe, sah ich stets das Gesicht meines Vaters vor mir.

«Kanti» und «Aarau», das sind andere Worte für «Lesen», «Denken», «Erkennen» und «Mädchen». Und «Lesen», «Denken», «Erkennen» und «Mädchen» meinen auch «Freiheit», «Tor zur weiten Welt», «Selbstwertgefühl» und «Selbstwirksamkeitserfahrung».

Am 31. März 1970, ein halbes Jahr vor der Matura, habe ich Käthi kennengelernt. Sie war etwas mehr als 16, ich noch nicht 19. Damals wusste ich schon, dass Mädchen immer nur «das Gleiche» wollen, vorausgesetzt der Junge ist verschwiegen, mitverantwortlich bei der Empfängnisverhütung und weiss, das ein «Ja» immer «Ja», ein «Nein» immer «Nein» und ein «Vielleicht» immer «Vielleicht» bedeutet. Heute sind wir verheiratet.

„Du bist es, was die Bilder hält, die Farben vor der Nacht, und alles Licht, das die Sonne vergeudet, es fiele ins Finstere, wenn es Dich nicht gäbe“, habe ich ihr damals auf die Rückseite eines Bob Dylan – Posters geschrieben, und dabei Max Frisch, einen meiner Lieblingsautoren, bemüht.

Das ist lange her, und doch war’s erst gestern. Heute würde ich vielleicht sagen: «Niemand kennt mich in all meinen Sehnsüchten und Ängsten, meinen persönlichen Stärken und Schwächen besser als Du. Und Du liebst mich trotzdem. Oder deswegen. Dafür liebe ich Dich!»

Wenn Sternschnuppen fallen, wünsche ich mir stets dasselbe. Mein Wunsch ist leicht zu erraten.

Käthi und Thomas Spielmann
Käthi und ich in Mae Nam, Ko Samui, Thailand, 1998
Weihnachten 2015, Mount Izabel, Hanmar Springs, NZ

Ende Oktober 2014 wurde ich notfallmässig am offenen Herzen operiert. Falls ich nicht mehr aufgewacht wäre, hätte ich mir gewünscht, exakt das gleiche Leben nochmals leben zu dürfen, mit meiner grossen Liebe und mit meinen Freunden mein Leben nochmals teilen zu dürfen.

Heute sind meine Hobbies: Reisen und Ethnopsychologie, Wandern, zeitgenössische Literatur und Film.

Käthi an ihrem 60. Geburtstag in Ahipara, Neuseeland

2003 feierte der Kanton Aargau seinen 200. Geburtstag. 200 Aargauer Persönlichkeiten machten für ihren Kanton Werbung. Realisiert wurde das Projekt von der azonline.ch. Hier mein Beitrag